Konzeption für gute duale Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau

 

STUDIEN - Nachgefragt!

 

Umfrage 1: Welche Stauden, Ziergräser und Farne gehören  in Ihrem Garten- und Landschaftsbau-Betrieb zum Standardsortiment?

 

Diese Online-Umfrage www.soscisurvey.de/staudensortiment/ richtet sich an Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus und soll klären, welche Stauden  Auszubildende während ihrer Ausbildung lernen sollten, um den Ansprüchen von Fachbetrieben gerecht werden zu können.

 

Bislang haben 76 Betriebe an dieser Umfrage  teilgenommen, wobei diese zu einem Teil gezielt durch die beiden niedersächsischen Berufsschulstandorte Braunschweig und Haste zur Umfrage eingeladen wurden und im Übrigen über soziale Medien auf diese Umfrage aufmerksam gemacht wurden.

 

Tipp: Die Teilnahme ist aktuell wieder möglich. Folgen Sie dem oben genannten Link!

 

Für diese Umfrage wurden Sortimente der Lebensbereiche Beet, Freifläche, Gehölz-Rand und Gehölz berücksichtigt. Es wurden 88 Stauden, Ziergräser und Farne (siehe Tabelle 1) aufgenommen, die größtenteils zwei ausbildungsrelevanten Quellen (1. Seipel, Holger: Fachkunde für Garten- und Landschaftsbau, Verlag Dr. Felix Büchner - Handwerk und Technik, 2017. und 2. Geschäftsbereich Gartenbau Überbetriebliche Ausbildung Garten- und Landschaftsbau: Skript zum Kurs 04: Pflanze II - Pflanzenverwendung, Schwerpunkt Stauden, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 2017) entstammen. Die Umfrage-Stauden Aconitum napellus, Carex morrowii, Cimicifuga racemosa, Coreopsis verticillata, Digitalis prupurea, Echinops ritro, Epimedium x versicolor, Festuca glauca, Helianthus decapetalus, Iris 'Sorte' Barbata-Elatior-Gruppe, Papaver orientale, Rodgersia aesculifolia, Waldsteinia geoides, Waldsteinia ternata sind aufgrund einer der Umfrage vorgeschalteten Gesprächsrunde mit Fachbetrieben, die Stauden häufig verwenden, aufgenommen worden und kommen in diesen beiden Quellen nicht vor.

 

 Tabelle 1

 

Hintergrund:

Mangelhafte Pflanzenkenntnisse sind viel zu oft der Grund für das Durchfallen bei der Abschlussprüfung. Insbesondere Stauden sind den Auszubildenden nicht präsent. Auf Fragen nach Stauden zur Unterpflanzung von Gehölzen können viele Auszubildende zum Beispiel keine Antwort geben. Im Test zur Pflanzenbestimmung werden selbst Geranium macrorrhizum und Alchemilla mollis nicht erkannt bzw. verwechselt. Offensichtlich gestaltet sich die Vermittlung von Staudenkenntnissen für Berufsschulen, Ausbildungsbetriebe und Institutionen der Überbetrieblichen Ausbildung zunehmend schwierig.

 

Wo liegen die Ursachen? Staudenpflanzungen nehmen einen immer geringer werdenden Anteil im Auftragsvolumen von vielen Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen ein. Es ist nur logisch, dass die Auszubildenden so auch weniger Kontakt zu Stauden in ihrer Ausbildungszeit haben. Lernpsychologisch sind das schlechte Voraussetzungen für einen nachhaltigen Lernerfolg. Wir kennen das alle: Dinge, von denen wir meinen, wir brauchen sie nicht, lernen wir deutlich schwerer oder eben gar nicht. Aus genau diesem Grund sehen die Auszubildenden kaum einen Grund für die Anstrengung des Lernens von Stauden. Zudem machen es uns Stauden schwer, sie zu erkennen: Im heruntergeschnittenen Zustand, in dem sie größtenteils gepflanzt werden, unterscheiden sie sich für ungeübte Augen wenig und überzeugen auch nicht durch eine ansprechende Optik. Dann kommt noch erschwerend hinzu, dass Auszubildende von ihren Vorarbeitern immer öfter keine Antwort mehr auf ihre Fragen zu Stauden bekommen, da diesen unter Umständen ebenfalls fundierte Staudenkenntnisse fehlen.

Umso wichtiger ist es, dass die Bemühungen im Betrieb, in der Berufsschule und in der Überbetrieblichen Ausbildung aufeinander abgestimmt sind. Wir müssen die wenigen Chancen zur Vermittlung von Staudenkenntnissen effektiver nutzen.

 

Erste Ergebnisse der Umfrage:

In der Tabelle 2 sind die 27 Stauden und Gräser der Umfrage aufgeführt, bei denen mindestens zwei Drittel der befragten Betriebe angegeben haben, sie regelmäßig zu verwenden. Bei diesen Stauden kann davon ausgegangen werden, dass sie ein Großteil der Auszubildenden während der Ausbildung pflanzt oder pflegt und damit kennen lernt. Fachbetriebe dürfen erwarten, dass ausgelernte Gärtner zumindest dieses Standardsortiment kennen. Für die Lebensbereiche Beet und Freifläche, also eher sonnige Standorte, ergibt sich durch die Umfrage ein Grundsortiment aus 15 Stauden und Gräsern; für die Lebensbereiche Gehölz und Gehölz-Rand, also eher schattige bis halbschattige Standorte, sind es 12 Stauden und Gräser. Farne werden nicht einmal von der Hälfte der Betriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, regelmäßig verwendet.

Vergleicht man dieses Stauden-Grundsortiment, das sich durch die Umfrage abzeichnet, mit dem Sortiment im Lehrbuch, so muss festgestellt werden, der Lehrbuchinhalt ist nicht gut auf die heutige Staudenverwendung abgestimmt: Nur die Hälfte dieses ermittelten Stauden-Grundsortiments kommt dort vor. Zudem finden 26 von den 48 Stauden, die das Lehrbuch vorstellt, bei weniger als der Hälfte der Umfrageteilnehmer eine regelmäßige Verwendung! Welcher Betrieb pflanzt denn heute regelmäßig Santolina chamaecyparissus oder Buphthalmum salicifolium?

Im Skript zum Kurs 04: Pflanze II – Pflanzenverwendung, Schwerpunkt Stauden der Landwirtschaftskammer Niedersachsen werden ebenfalls etwa die Hälfte dieses ermittelten Stauden-Grundsortiments behandelt, allerdings sind es zum Teil andere als im Lehrbuch. Darüber hinaus kommen auch im Skript 17 Stauden, Gräser oder Farne der genannten Lebensbereiche vor, die von weniger als der Hälfte der Umfrageteilnehmer regelmäßig verwendet werden.

 

 

 Tabelle 2

Mal genauer hingeguckt:

Nur sechs Stauden bzw. Gräser des 27 Stauden umfassenden Stauden-Grundsortiments (Tabelle 2) werden von beiden ausbildungsrelevanten Quellen behandelt: Astilbe x arendsii, Delphinium 'Sorte' Belladonna-Gruppe, Dicentra spectabilis, Echinacea purpurea, Hosta 'Sorte' und Salvia nemorosa. Die übrigen Stauden kommen entweder nur im Seipel oder nur im Lehrgangsskript vor. Carex morrowii, Waldsteinia ternata und Epimedium x versicolor kommen sogar in beiden Quellen nicht vor, dabei gehören sie zu den Stauden bzw. Gräsern, die von mehr als 75 % der Befragten regelmäßig verwendet werden.

 

Hier haben wir offensichtlich Handlungsbedarf!

 

Umdenken und neue Lernkultur schaffen:

Lernphysiologisch und didaktisch macht es keinen Sinn, dass Auszubildende in ihrer Ausbildungszeit Stauden lernen sollen, die bei einem Querschnitt von Garten- und Landschaftsbau-Betrieben gar nicht regelmäßig verwendet werden. So fehlt der notwendige Kontakt zur Pflanze, die Staudennamen bleiben Vokabeln ohne Berufsbezug und werden so schnell vergessen wie sie für einen Test gelernt wurden. Lernen muss für den Lernenden einen Sinn ergeben. Häufig hört man, Auszubildende sollen doch so viele Stauden wie möglich kennen lernen; es schade nicht, auch Stauden lernen zu müssen, die sie nicht verwenden – dem möchte ich widersprechen. Kennenlernen im Sinne von „auf einem Lehrgang mal gesehen zu haben“, führt nicht zur Verankerung des Wissens im Langzeitgedächtnis und damit in letzter Konsequenz auch nicht zum Lernerfolg. Ein belastbarer, nachhaltiger Lernerfolg – und das sollte doch Ziel einer Ausbildung sein -  ist erst dann erreicht, wenn Auszubildende diese Stauden dauerhaft wiedererkennen, benennen und richtig verwenden können.

Zielführend wäre es, wenn die Auszubildenden in der Berufsschule, im Betrieb und bei der ÜA realen Kontakt zu immer demselben Stauden-Grundsortiment (siehe Tabelle 2) bekämen.

Ich möchte dringend eine Überarbeitung des Staudenkapitels im Seipel anregen, denn so ist eine Arbeit mit diesem Kapitel in der Berufsschule kaum möglich. Die dort behandelten Sortimente sollten auf die Ansprüche der Fachbetriebe ausgerichtet werden, indem die hier vorgestellten Ergebnisse der Umfrage Berücksichtigung finden.

Auch wenn ich als Gärtnerin den Ansatz der ÜA, ein vielfältiges und modernes Pflanzensortiment präsentieren zu wollen, verstehen kann, so möchte ich als Pädagogin doch davon abraten. Die Auszubildenden im Galabau werden z.B. nur selten Gaura lindheimeri erkennen bzw. verwenden müssen. Wohl aber sollten sie sicher Alchemilla mollis von Geranium macrorrhizum unterscheiden können – was sie auf diesem Lehrgang nicht lernen können, da der Frauenmantel nicht auf der Liste steht.

Ausbildungsbetriebe können die Lernwirksamkeit der Bemühungen der Berufsschule und der ÜA unterstützen, indem diese Stauden auf dem Betriebsgelände aufgepflanzt und beschildert werden.

Leistungsstarke oder an Pflanzen interessierte Auszubildende können und werden, sobald das Stauden-Grundsortiment beherrscht wird, ihre Staudenkenntnis gerne erweitern. Meine Erfahrung in der Vermittlung von Pflanzenkenntnissen zeigt, dass nach den ersten kleinen Lernerfolgen das Interesse an Pflanzen geweckt ist. So motiviert lernen Auszubildende deutlich leichter.

 

Ich danke dem Freundeskreis "Gartenprofis" für den Gedankenaustausch und dem Kollegium der BBS Haste für ihre freundliche Unterstützung bei den Einladungen der Osnabrücker Ausbildungsbetriebe zur Umfrage.

 

 

Umfrage 2: Welche Pflanzen kennen Auszubildende vor dem Beginn ihrer Gärtner-Ausbildung?

 

Diese Online-Umfrage richtet sich an Auszubildende im ersten Monat der Ausbildung. Mittels dieser Umfrage wird ermittelt, mit welchen Pflanzenkenntnissen Auszubildende ihre Ausbildung beginnen. Die Information ist aus didaktischer Sicht sehr wichtig, weil nachhaltiges Lernen nur möglich ist, wenn man bei der Ausbildung an den vorhandenen Kenntnisstand der Azubis anknüpft.

ÜBER MICH

Website by David Jänsch

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